Was gibt es heute?
Vater unser – oder das Mords-Gericht
Ein provokantes Gedicht von Horst Baier, einem deutschen Mediziner und Soziologen, der 2017 in Konstanz verstorben ist. Seine Witwe erlaubte es mir, es hier nachdenklich wiederzugeben:
„Vater unser
Der Du gestorben bist
Dein Name wird vergessen
Wie Dein Reich versunken
Und Dein Wille zerfallen ist
Im Himmel und auf Erden.
Selbst
Schaffen wir
Unser tägliches Brot
Mit der Kraft unseres Armes
Und der Gewalt unseres Geistes
Auf der eroberten Welt.
Wer vergibt
Den Mord Deinen Mördern?
Wer erlöst uns
Von Deinem himmlischen Leichnam?
Wer schlägt den Sarkophag
Aus dem Granit der Jahrtausende?
Du – Mensch!
Totengräber und Mörder!
Denn Dein ist das Reich
Und Dein ist die Kraft
Und die Herrschaft der Welt
Bis ans Ende der Zeit!
Für alle Ewigkeit —
Amen!“
Ist es ein Klagegedicht?