Was gibt es heute?
Gröbers Schnittchen  – oder: Das Geburtstagsgericht

Die Katholische Nachrichtenagentur fragte kürzlich, ob der frühere Erzbischof von Freiburg, der auch Mitglied im Förderverein der SS wurde, ein Nazi war: „War Conrad Gröber (1872-1948) ein Steigbügelhalter der Nazis? Oder einer der wenigen Kirchenführer, die gegen Hitlers Regime protestierten? Zum 150. Geburtstag des ‚braunen Conrad‘ gehen die Historikerdebatten weiter“, aber es werde kein Fest gefeiert.

Von meiner Seite soll es aber wenigstens ein paar Schnittchen geben: aus seinem 1937 im Freiburger Herder-Verlag erschienenen „Handbuch der religiösen Gegenwartsfragen – Mit Empfehlungen des deutschen Gesamtepiskopates“. Daraus also ein paar von den Hirten empfohlene, pikant belegte Happen aus den ersten drei (von insgesamt 6) Heften – alles Originale. Sie schmecken für sich, sind aufeinander abgestimmt. Auf weitere braune Saucen sollte verzichtet werden. Aber Achtung: Sie können einem im Hals stecken bleiben:

 

Schnittchen 1:

„In der gegenwärtigen Schicksalsstunde unserer Nation stellen sich die Leiter der Kirche in besonderer Treue an die Seite der Männer des Staates, entschlossen zur einigen Abwehr des gemeinsamen Feindes. Indem sie für das Christentum und den echten Gottesglauben im deutschen Volke kämpfen, stützen sie auf ihre Weise am wirksamsten den Wall, den in unserem Vaterlande der Führer gegen den Bolschewismus aufgeworfen hat“ (aus dem Vorwort).

 

Schnittchen 2:

„Innere Zersetzung und gegenseitige Schwächung der europäischen Völker, das ist der heutige Anblick des Abendlandes. Und vom Osten her droht grinsend der aus dem Marxismus und asiatischen Despotismus erwachsene russische Bolschewismus, der jede Schwächung Europas zu seinem Vorteil benutzt“ (Artikel Abendland).

 

Schnittchen 3:

„In der gegenwärtigen nationalsozialistischen Neuordnung des deutschen Lebens erfährt die Arbeit eine grundsätzliche Neubewertung […] In der Arbeit als gemeinsam verantwortetem Dienst am nationalen Lebensganzen sollen sich Unternehmer und Arbeiter zusammenfinden und die klassenkämpferische Zerreißung der Volksgemeinschaft durch einen gerechten Ausgleich ihrer Interessen überwinden (s. sozialer Frieden). Zu diesen Grundsätzen bekennt sich auch die christliche Soziallehre“ (Artikel Arbeit).

 

Schnittchen 4:

„Die allgemeine kulturelle Haltung der Gegenwart, insbesondere in Deutschland, ist der Aufklärung grundsätzlich feind. Man sagt ihren Kindern, dem Liberalismus und Individualismus in jeder Gestalt, den Kampf an, betont mit aller Entschiedenheit den Gedanken der Gemeinschaft […], schätzt Sitte und Brauch, liebt das Symbolische und Mythische und sucht selbst das politische Leben mit einer Art religiöser Weihe zu umgeben. Das christliche Bewußtsein erblickt in solchen Bestrebungen der Rückwendung zu den wahren und ganzen Grundlagen der menschlichen Natur entscheidende Ansätze zur Überwindung der Aufklärung“ (Artikel Aufklärung).

 

Schnittchen 5:

„Die Autorität, soweit sie einen Einfluß auf das Handeln der Menschen ausübt, kann zunächst ebenfalls lediglich in persönlichen Eigenschaften begründet sein. So erstehen führende Menschen; wenn der Einfluß eines einzelnen in seinem bestimmten Personen- und Wirkungskreis überragt und bestimmend wirkt: der Führer. Seine Autorität beruht also zunächst lediglich auf seiner Persönlichkeit, ist gewachsen. Dieser Führerautorität entspricht vonseiten der Gemeinschaft die freie, gewöhnlich auch gefühlsmäßig (naturhaft) unterbaute Verbundenheit: die Gefolgschaft, deren Ausdruck die Treue ist“ (Artikel Autorität).

 

Schnittchen 6:

„Wie der Gottessohn als Mensch unter Menschen persönlich seine Jünger rief, lehrte und bildete […], so wollte er auch die Sorge für die Seinen der persönlichen Führerschaft und Verantwortung von Männern anvertrauen, die von ihm her Lehre, Befehlsvollmacht und Weihegewalt erhielten und durch die Jahrtausende weitergäben“ (Artikel Bischof).

 

Schnittchen 7:

„Nach dem deutschen Konkordat [gemeint ist das Reichskonkordat, das am 20. Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich als bis heute gültiger Staatsvertrag geschlossen wurde und an dessen Entstehung Gröber aktiv beteiligt war, MNE] … hat der Bischof – sicut decet episcopum – auch einen Treueid in die Hand des Reichsstatthalters in dem zuständigen Lande bzw. des Führers und Reichskanzlers nach folgender Formel zu leisten: Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so wie es einem Bischof ziemt, dem Deutschen Reich und dem Lande … die Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen“ (Artikel Bischofseid).

 

Schnittchen 8:

„Mit großer Eindringlichkeit haben auch die Führer der nationalsozialistischen Bewegung auf dem Nürnberger Parteitag 1936 die bolschewistische Weltverschwörung, ihre dunklen Triebkräfte und verbrecherischen Methoden gebrandmarkt und die Völker der Erde aufgerufen, sich gegen diese Weltgefahr zusammenzuschließen. Gegenüber der noch vielfach herrschenden Gleichgültigkeit und Untätigkeit hat der Führer und Reichskanzler diesen Weltkampf als Verteidigung europäischer Kultur gegen asiatische Unkultur gekennzeichnet: Kein Volk kommt um diese Auseinandersetzung zwischen seiner völkischen Überlieferung und dem von volksfremden, meist jüdischen Revolutionshetzern angeführten Marxismus herum. Da der Bolschewismus der Feind aller Völker ist, darum geht der deutsche Kampf gegen die bolschewistische Weltrevolution alle Nationen der Erde an“ (Artikel Bolschewismus).

 

Schnittchen 9:

„ … wichtig ist die Erbgesundheit. Wenn der Mensch wirklich die sichtbare Schöpfung beherrschen soll, dann muß er in seinem Erbgefüge wohlausgerüstet und gesund sein. Darum wird auch dieser Gedanke in der Enzyklika Casti connubii [von Papst Pius XI. über die christliche Ehe von 1930, MNE] ausdrücklich hervorgehoben. Es handelt sich nicht nur um die Vermehrung der Menschen, sondern auch um die Erhaltung der Gesundheit des Volkskörpers ebenso wie um die Sicherung der guten Naturanlage für die Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. So sicher wie die Übernatur die Natur voraussetzt, so sicher muß das Ziel jeder Ehe sei, durch die hingebende Liebe erbgesundes Leben zu vermehren. […] So wird die Kirche ohne Zweifel staatliche Gesetzgebungen begrüßen, die geeignet sind, eine heimrassige und erbgesunde Familie zu erwecken und in Übereinstimmung mit der gottgegebenen Naturordnung aufzubauen“ (Artikel Ehe und Familie).

 

Schnittchen 10:

„Name und Wissenschaft der Eugenik gehen auf Sir Francis Galton zurück“. Er „umschloß mit seiner Wissenschaft zwei große Bestrebungen, um deren Erfüllung man sich heute wie nie zuvor im deutschen Volke bemüht. Die erste Bestrebung soll sich um die rassenmäßige Zusammensetzung des Volkes kümmern […] Die  zweite Bestrebung der Eugenik kümmert sich um die Behütung gesunder und wertvoller Erbanlagen im ganzen Volke […] Das Hauptziel eugenischer Bestrebungen, erbliche Belastungen in der Menschheit möglichst zu vermindern, kann naturgemäß nur bei Menschen, deren Einsicht und Entschlußkraft genügen, auf dem Wege eugenischer Erziehung erreicht werden. Indessen gibt es eine Reihe von Fällen, in denen die unbedingt zu vermeidende Fortpflanzung nur durch Anwendung von Zwang ausgeschaltet werden kann. Der eine Weg dazu ist die Anstaltsbewahrung … Trennung der Geschlechter … Der andere Weg zur sichern Verhütung der Fortpflanzung ist die Unfruchtbarmachung. Werden durch diesen Eingriff die Ursprungsstätten für neues Leben selber ausgeschaltet, so spricht man von Kastration; werden dagegen nur die Zuleitungswege unterbrochen, von Sterilisierung“. So „machte sich das Bestreben geltend, auch auf dem Wege eines staatlichen Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses die Sterilisation von Erbkranken zu verwirklichen“, und es „wurde am 14. Juli 1933 das maßgebende Gesetz erlassen, das den Titel trägt: Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Dem Wunsch, den Gewissenszwang nach Möglichkeit zu vermeiden, wurde durch Bestimmungen entgegengekommen, die allerdings das Ziel nur teilweise erreichen […] Auch die an die Entscheidung der Kirche gebundenen Katholiken bestehen darauf, daß das Ziel, das man mit diesem Mittel anstrebt, auf alle Fälle erreicht werden muß.  Nur sind sie der Ansicht, es müsse auf einem Wege geschehen, der auch für sie als sittlich einwandfrei gelten kann. Sie möchten die Lösung der Frage allein durch eugenische Erziehung und Anstaltsbewahrung unter gleichzeitiger Trennung der Geschlechter erreichen. Es ist kaum möglich, schon jetzt über die Auswirkung des Gesetzes zu urteilen […] Jedenfalls soll nicht bestritten werden, daß der einzige Beweggrund, aus dem das Gesetz hervorgegangen ist, in dem verantwortungsvollen Gedanken wurzelt, das deutsche Volk von erblicher Belastung zu befreien“ (Artikel Eugenik).

 

Schnittchen 11:

„In vielen Ländern hat der Bolschewismus seine Drachensaat ausgestreut, jahrelang auch in Deutschland, das zum Einfallstor bolschewistischer Gottfeindlichkeit für Europa werden sollte. Die nationalsozialistische Bewegung hat die Macht des Marxismus in Deutschland zerbrochen und weiteste Volkskreise auch innerlich gewandelt. Die Maßnahmen der Staatsgewalt sind notwendige Mittel, die umstürzlerische Tätigkeit des völkerverhetzenden Bolschewismus zu verhindern […] Ein weites Arbeitsfeld eröffnet sich hier, auf dem Staat und Kirche in gemeinsamer Arbeit wirken müssen, um alle religions- und volkszersetzenden Elemente zu bannen und das neue Deutschland auf den beiden Grundpfeilern, die ihm allein dauernde Festigkeit bieten, dem wahren Gottesglauben und der echten deutschen Volksgemeinschaft, aufzubauen“ (Artikel Gottlosenbewegung).

Sollte Ihnen eines der Schnittchen im Hals stecken bleiben, empfiehlt das deutsche Focus-Magazin bei dementsprechender Atemnot, „sich mit den  richtigen Techniken wie dem Liegestütz-Trick oder dem Heimlich-Griff vertraut [zu] machen“. Ein Verdauungsschnaps sei meinerseits empfohlen.