Was gibt es heute?
Emmentaler Morgenessen – oder: das Romulus-Gericht
… aus Anlass des einhundertsten Geburtstags von Friedrich Dürrenmatt (05.01.1921), dem vor dreißig Jahren (14.12.1990) verstorbenen Sohn eines reformierten Pfarrers. Die collagierten Zitate sind alle seinem 1949 uraufgeführten Stück „Romulus der Große“ entnommen – die (von mir) meistgesehene Komödie der Welt. Dürrenmatts Romulus spricht:
„Wir haben Ausverkauf.“
„Meldungen stürzen die Welt nie um. Das tun die Tatsachen, die wir nun einmal nicht ändern können, da sie schon geschehen sind, wenn die Meldungen eintreffen. Die Meldungen regen die Welt nur auf, man gewöhne sie sich deshalb so weit als möglich ab.“
„Wo die Hose anfängt, hört die Kultur auf.“
„Äbius ist der einzige Mensch, der alle fünf Weltsprachen, Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Germanisch und Chinesisch, fließend zu reden versteht, wobei ich freilich zugebe, dass Germanisch und Chinesisch mir ein und dasselbe zu sein scheinen.“
„Wir sind Provinzler, denen eine Welt über den Kopf wächst, die sie nicht begreifen können.“
„Unter uns Kaisern gesagt, ich habe schon lange keine Übersicht mehr in der Weltpolitik.“
„Der Krieg ist schon seit der Erfindung des Knüttels ein Verbrechen ….“
„Ich rede nur mit meinem Friseur über die militärische Lage. Er ist der einzige, der etwas davon versteht.“
„Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt, auf Menschenmord auszugehen.“
„Wir haben durch die Jahrhunderte hindurch so viel dem Staat geopfert, dass es jetzt Zeit ist, dass sich der Staat für uns opfert.“
„Der Kaiser weiß, was er tut, wenn er sein Reich ins Feuer wirft, wenn er fallen lässt, was zerbrechen muss, und zertritt, was dem Tode gehört.“
„Das Vaterland kann nur noch mit Geld gerettet werden, oder es ist verloren. Wir müssen zwischen einem katastrophalen Kapitalismus und einer kapitalen Katastrophe wählen.“
„Nicht ich habe mein Reich verraten, Rom hat sich selbst verraten. Es kannte die Wahrheit, aber es wählte die Gewalt, es kannte die Menschlichkeit, aber es wählte die Tyrannei […] Rom ist schwach geworden, eine taumelnde Greisin, doch seine Schuld ist nicht abgetragen, und seine Verbrechen sind nicht getilgt.“
„Rom ist längst gestorben. Du opferst dich einem Toten, du kämpfst für einen Schatten, du lebst für ein zerfallenes Grab.“
„… Gerechtigkeit ist etwas Fürchterliches ….“
„Wir haben offenbar von den Rassen eine ganz falsche Vorstellung.“
„Die Wirklichkeit hat unsere Ideen korrigiert.“
„Dann lerne die Furcht zu besiegen. Es ist die einzige Kunst, die wir in der heutigen Zeit beherrschen müssen. Furchtlos die Dinge betrachten, furchtlos das Richtige tun.“
„Ertragen wir denn das Bittere. Versuche, Sinn in den Unsinn zu legen, in diesen wenigen Jahren, die dir bleiben ….“